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Enerige & Management > Photovoltaik - Solarinstallateure „kämpfen derzeit um jeden Auftrag“
Quelle: Pixabay / congerdesign
PHOTOVOLTAIK:
Solarinstallateure „kämpfen derzeit um jeden Auftrag“
Im Oktober sind allein vier deutsche Photovoltaik-Unternehmen mit überregionalem Geschäft pleite gegangen. Einzelfälle oder ein Trend? Das fragte diese Redaktion den BDSH und den BSW.
 
Mindestens vier überörtlich tätige Unternehmen der Photovoltaik-Branche haben im Oktober Pleite angemeldet. Zu den Pleitekandidaten gehören der 2022 gegründete Heimenergiemanagement(HEMS)-Anbieter Solarnative, der im selben Jahr gegründete Plattformanbieter Nue („Certflow“), der komplexe Geschäftsprozesse rund um die Zertifizierung von Typ-B-Anlagen ab 135 kW digitalisiert, der Gewerbedach-Anlagenentwickler und Ladeinfrastruktur-Anbieter Adler Smart Solutions aus Hamburg (nicht zu verwechseln mit Adler Solar) und der Solarinstallateur ESS Kempfle aus dem bayerischen Leipheim.

Die Verbände BSW und BDSH wollen auf Anfrage nur zu ihrer Branche etwas sagen, nicht zu einzelnen Unternehmen. Laut dem Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) ist das Geschäftsklima im deutschen PV-Gewerbe über alle Wertschöpfungsstufen trotz einer Eintrübung immer noch gut. „Wir haben keine Insolvenzwelle beobachtet“, erklärt Geschäftsführer Carsten Körnig auf Anfrage. Der PV-Zuwachs sei im ersten Halbjahr auch weitergegangen - außer im Heimsegment. Eine „Sonderkonjunktur“ aus den Zeiten von Corona und der Energiekrise sei gerade am Abklingen.
 
Carsten Körnig
Quelle: BSW Solar
  Immer noch gutes Geschäftsklima - außer in einem Segment

In der ersten Septemberhälfte hatten 34 Prozent der dem BSW antwortenden Betriebe aller Wertschöpfungsstufen ihre Geschäftslage als „sehr gut“ oder „eher gut“ bezeichnet, weitere 37 Prozent für „befriedigend“.

Der registrierte PV-Zubau sei in den ersten acht Monaten dieses Jahres in Deutschland auf Jahresbasis noch um 16 Prozent gewachsen. Das Gesamtjahr 2023 war mit 15.200 MW Plus ein Rekordjahr; ähnliche Zahlen erwartet Körnig auch für 2024. Allerdings habe sich der Zubau im Heimsegment bis 30 kW um 10 Prozent auf 4.200 MW verringert.
 
Torben Brodersen
Quelle: BDSH

Solarteur-Verband: Unwirtschaftliche Panikverkäufe

Der neue Bundesverband des Deutschen Solarhandwerks (BDSH), der nur Handwerksbetriebe vertritt, fasst die Lage in drastischeren Worten zusammen. Geschäftsführer Torben Brodersen: „Unternehmen, die in der Boomphase hoch gepokert haben, sehen sich nun mit den Konsequenzen konfrontiert. Eine davon ist, dass sie nicht mit dem Preisverfall gerechnet haben. Die eingekauften Komponenten müssen nun, anders als ursprünglich geplant, günstiger verkauft werden, aus Angst, noch mehr Kunden zu verlieren und auf den Lagerbeständen sitzenzubleiben.“

Außerdem hätten manche das Personal zu sehr hochgefahren. „Vor allem Handwerksbetriebe sind von den Nachfrage-Rückgängen betroffen. Die Installateure kämpfen derzeit um jeden Auftrag“, schildert Brodersen.

Auch der BSW spricht von „zu viel Ware auf Lager“ und von „Newcomern“, die in dem Boom in den Markt drängten. Dem vorläufig insolventen Solarteur ESS Kempfle und anderen etablierten Solarinstallateuren etwa machten plötzlich Dachdecker, Gerüstbauer und Elektriker Konkurrenz. Er hatte schon im Sommer seine Umsatzprognose von 50 auf 20 Millionen Euro zusammengestrichen.

Die Solarteur-Branche, so wiederum der BDSH, konsolidiere sich aus den genannten Gründen und stelle ihre Geschäftsmodelle um. „Das zeugt von Verantwortung“, kommentiert Torben Brodersen. Und weiter: „Wir stehen an einem speziellen Punkt. Die Nachfrage geht einerseits zurück und verteilt sich andererseits auf mehr Anbieter. Da bleibt beim einzelnen Installationsbetrieb weniger hängen. Dieser Trend macht sich vor allem im Bereich der privaten PV-Anlagen bemerkbar. Derzeit findet die Energiewende dementsprechend weniger im dezentralen Bereich statt als auf PV-Feldern und Gewerben.“
 

Georg Eble
Redakteur
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Freitag, 11.10.2024, 16:36 Uhr

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